DAS „KOLPINGHEIM“ AM LEHRER-WILHELM-WEG
Mit dem Erwerb eines verlassenen, vergammelten Hüttles am „Gauger“ im Jahr 1972 begann für die Kolpingsfamilie Trossingen die Geschichte des eigenen Vereinsheims.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1929 fanden die Zusammenkünfte der Gemeinschaft bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts im sog. „Kolpingzimmer“ des Pfarrhauses statt. Erfreulicherweise hat Präses Thomas Schmollinger diese Tradition wieder erstehen lassen und auch heutzutage gibt es wieder dieses Kolpingzimmer auf der Westseite des Pfarrhauses. Ab Dienstantritt von Pfarrer Anton Deininger im Jahr 1961 trafen sich die Kolpingmitglieder im ehemaligen „Kommunikantensaal“ unter der Kirche (heute Pfarrbüro), im Café Renn sowie im Gasthaus „Rose“.
Der frühere Eigentümer jenes Hüttles am Gauger, der Verein für Deutsche Schäferhunde, hatte sich aufgelöst und ging in den Hundeverein über. Der damalige Vorsitzende der Kolpingsfamilie, Walter Haas, entsprach dem Beschluss des Vorstandes und schloss am 14. Juni 1972 mit dem Rechtsnachfolger des aufgelösten Vereins, dem Landesverband für Deutsche Schäferhunde, vertreten durch dessen Vorsitzendem, Herrn Dr. Rudolf Wandel, den Kaufvertrag ab. Der Kaufpreis betrug 800 DM, wobei nur 600 DM in bar zu zahlen waren. Die restlichen 200 DM waren durch die Verpflichtung der Kolpingsfamilie abgegolten, im Falle der Beendigung der Pacht das Grundstück in vertragsgemäßem Zustand an die Verpächterin zurückzugeben. Das Grundstück selbst mit einer Gesamtfläche von 32 ar wurde der Kolpingsfamilie Trossingen in Erbpacht von der Stadt Trossingen überlassen; zunächst mit jährlicher Kündigung, seit 1979 auf die Dauer von 50 Jahren.
Das „Hüttle“, noch ausgestattet mit Gasbeleuchtung, musste nun gründlich renoviert werden und konnte ab Herbst 1973 für Zusammenkünfte genutzt werden. Auch wurde in jenem Jahr ein Toilettenhäuschen mit Grube neben dem Kolpingheim errichtet.
Ein östlich vom Kolpingheim stehender Geräteschuppen brannte in der Nacht vom 9. auf 10. Januar 1976 komplett ab; vermutliche Ursache Brandstiftung. Dadurch wurden Sitzgarnituren, Rasenmäher und sonstige Gebrauchsgegenstände vernichtet. Dieses Ereignis veranlasste die damals Verantwortlichen der Kolpingsfamilie, sich Gedanken zu machen über eine Erweiterung des Kolpingheims, denn inzwischen hatten bei Veranstaltungen infolge starken Mitgliederzuwachses kaum mehr alle Platz. Eine Versicherungsleistung wurde abhängig gemacht von einer Ersatzmaßnahme. Durch den Brand war östlich des ursprünglichen Kolpingheims Fläche für eine Erweiterung frei geworden. Ein Bauausschuss unter der Leitung von Heinrich Kirchner und befähigten Handwerksleuten wie Martin Jörg, Clemens Scherer, Manfred Baier, Karl Nopper und Kurt Höfler erstellten einen Bauplan und die Kostenaufstellung.
Die Verwirklichung des Erweiterungsvorhabens wurde von einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 13.5.1976 bei drei Gegenstimmen und 1 Enthaltung beschlossen. Zunächst musste das Grundstück an die städt. Wasserversorgung, Entwässerung und Elektrizität angeschlossen werden. Auf Höhe des letzten Wohnhauses an der Katzensteigstrasse wurde begonnen, entlang des Weges einen Graben auszuheben. Maschinen und Gerät wurden großzügig von Trossinger Unternehmern kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Leitungen wurden in Eigenleistung bis zum Kolping-Grundstück hochgeführt. Sodann begann man mit dem Neubau und zwar direkt als Anbau an das vorhandene Hüttle; neue Toilettenanlagen sowie Werkstatt- und Lagerraum wurden integriert.
Da den örtlichen Kolpingsfamilien keine eigene Rechtspersönlichkeit zukommt, musste für die Werte, die nun geschaffen wurden, ein Trägerverein gegründet werden. Nach gründlicher Vorbereitung durch Notar Josef Jauch und unser Mitglied Bernhard Dreher wurde in einer Mitgliederversammlung der Verein „Freizeit- und Bildungsstätte der Kolpingsfamilie Trossingen e.V.“ ins Leben gerufen. Der erste Vorsitzende des Trägervereins war Heinrich Kirchner; heute leitet ihn Martin Jörg.
Nach einer enormen Kraftanstrengung zahlreicher Mitglieder der Kolpingsfamilie konnte der Erweiterungsbau am 16./17. September 1978 eingeweiht werden. Präses Albert Rohr segnete Grundstück und Bauwerk. Ein richtig schönes Fest an zwei Tagen, am Sonntag unter Mitwirkung der Musikkapelle Gunningen, brachte die Dankbarkeit und Freude der inzwischen auf ca. 100 Mitglieder angewachsenen Kolpingsfamilie zum Ausdruck. Überwiegend in Eigenleistung entstand in Verbindung zum „alten“ Hüttle ein ansehnlicher Neubau, der sich gut in das Landschaftsbild einfügt.
Die Bündelung aller Kräfte unserer Gemeinschaft förderte den Zusammenhalt der Mitglieder. Beinahe jeden Sonntag fanden sich jahrelang zahlreiche Familien mit ihren Kindern auf dem reizvoll gelegenen Grundstück mit seinen Spielgeräten und den Fußballtoren ein. Das Kolpingheim steht von Anfang an bis heute auch allen Gruppen und Gremien der Theresiengemeinde zur Nutzung kostenlos zur Verfügung. Eine Vermietung an externe Gruppen oder auch an eigene Mitglieder für private Feiern wurde bisher grundsätzlich nicht in Erwägung gezogen.
Die Kolpingsfamilie Trossingen zählt heute 115 Mitglieder. In Dankbarkeit und mit dem Bewußtsein, das vor beinahe 40 Jahren Geschaffene in stets gutem Zustand zu erhalten, blickt die Gemeinschaft auf diese Jahrzehnte zurück. Sie möchte auch in Zukunft Jung und Alt aus Kolpingsfamilie und Kirchengemeinde Bildungsangebote und Gemeinschaftserlebnisse vermitteln.
Trossingen, im April 2017 Walter Haas
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